Enid Heynel
Die meisten Autoren haben schon ihre ersten Buchstaben und Sätze mit in die Wiege gelegt bekommen und sehr früh zielstrebig auf ein Dasein als Schriftsteller hingearbeitet. Bei mir war der Weg für mein erstes Buch jedoch anders.
In Franken, in einem 1.000 Einwohner-Stadtteil, indem ich aufgewachsen bin, gab es in der puren Natur viel für mich zu erleben. Als mich mit ca. 13 Jahren die Leselust packte, durfte ich meiner Leidenschaft nicht nachgehen. Bücher und in Ruhe lesen, das war in meiner Familie nicht gerne gesehen. Wir mussten als Kinder mit anpacken. Die Schule war ebenfalls, vor allem als Mädchen, nicht so wichtig und somit habe ich auch nie studiert, so wie viele andere Schriftsteller. Nach der Schule machte ich mein Staatsexamen als Altenpflegerin und arbeitete ca. 20 Jahre lang in meinem Beruf, auch noch nach meinem Umzug 1995 von Franken nach NRW. Ich heiratete, bekam zwei Kinder, lies mich nach sieben Ehejahren scheiden, heiratete wieder und gab meinen Beruf als Altenpflegerin auf. In dieser langen Zeit las ich Unmengen an Bücher und holte alles wieder auf.
Als sich bei meinen Kindern die „Lernstörung“ Legasthenie und zusätzlich bei meiner Tochter Dyskalkulie diagnostiziert wurde, war ich schon mitten im Prozess. Über viele Jahre hinweg suchte ich in einem komplexen Irrgarten nach einem Ausgang aus diesem Erdulden. Dieser Weg wollte irgendwann an die Öffentlichkeit dringen und so entschloss ich mich mein erstes Buch zu schreiben. Es floss wie ein Wasserfall aus mir heraus.
Es gab viele Menschen, die mir während meines Schreibens und den begleitenden Zweifeln begegnet sind, und denen ich dankbar bin begegnet zu sein, sonst gäbe es dieses Buch nicht. Vielen Dank dafür!
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass ich Eltern mit unserer Geschichte Mut mache bedingungslos hinter ihren Kindern zu stehen. Ich habe mich damals alleine gefühlt und habe mir gewünscht, einen Austausch mit anderen Familien zu haben. Diesen Austausch möchte ich anderen Betroffenen bieten. Ich habe mich für meine Kinder eingesetzt, die nicht der Norm entsprechen und ihr eigenes Tempo beim Lernen vorgeben. Doch auch viele andere Kinder haben ihr eigenes Tempo und ihre persönlichen Eigenschaften, die ein System anerkennen sollte. Dafür möchte ich mich einsetzen.
Eure Enid Heynel